Christchurch 2 Jahre nach dem Beben - Teil 2
Fortsetzung von:
Christchurch 2 Jahre nach dem grossen Beben
Beim weiteren Schlendern durch die Stadt freue ich mich über die kleinen, bunten, aufhellenden Kunstwerke hier und da. Die neuen Fahrradständer zum Beispiel – Farbenkleckse in allen Formen! Ich mag die “Koru” Ständer sehr. Hier ein kleines Plakat an einem Bauzaun, da eine kleine Statue, und eine Straße weiter wird ein Video in ein Fenster projiziert. Die Künstler sind offenbar fleißig am Werk, Christchurch interessant und bunt zu halten! Auf dem Weg zurück zur Unterkunft staune ich dann noch über die kleine Fahrzeug Reparaturstation. Sie steht einfach so auf dem Fußweg und hat von Werkzeugen bis hin zur Luftpumpe alles was man benötigen könnte, um sein Fahrrad wieder flott zu bekommen. Klasse!
Das Abendessen im Coffee House ist nett. Es gibt zwar nicht genug Personal und dauert deshalb alles ein wenig länger. Wir nehmen es mit Humor und freuen uns einfach darüber, dass wir ein Restaurant in der Stadt gefunden haben. Die Tische um uns sind natürlich mit Pärchen besetzt – aber nicht ausschließlich. An einem großen Tisch hinter uns sitzt eine “Delegation” einer Universität, die laut und dynamisch über die Zukunft verschiedener Studienbereiche diskutiert. “Wie bekommen wir wieder mehr Studenten nach Christchurch?” ist eine Frage, die mehrfach gestellt wird.
Es ist spät, wir machen uns zurück auf den Weg zur Unterkunft. Morgen ist Abflug, es muss noch gepackt werden.
15. Februar: Die Taschen sind gepackt und mehr oder weniger gut in unserem kleinen Mietauto verstaut. Unsere Gastgeberin verabschiedet sich und wir geraten auch hier in ein längeres Gespräch. Raywin betreut 5 verschiedene kleine Häuser in welchen sie Zimmer vermietet. Beim Erdbeben wurde nicht eines zerstört oder überhaupt beschädigt. “Klar, ein paar kleine Dinge mussten repariert werden – aber wir hatten unheimlich Glück und sind im Grunde genommen von all den Schäden verschont geblieben. Wir haben aber auch reichlich Freunde und Bekannte, die nicht so viel Glück hatten.” Raywin muss weiter arbeiten, Zimmer fertig machen. Die Leute die in Unit 1 wohnen, haben ihr erst vorgestern verraten, dass sie dieses Wochenende heiraten. 500 Gäste werden erwartet… und keine Unterkünfte waren vorgebucht! “Herrje, wie kann man nur so kurzfristig planen! 500 Gäste - in einer Stadt wo es nur noch halb so viele Unterkünfte gibt wie vor 2 Jahren… in der Touristen Hochsaison… naja, ich helfe mit allen Zimmern die ich habe.”
Wir verabschieden uns von Raywin und machen uns auf den Weg zum Flughafen. – Aber nicht, ohne vorher noch eine Tasse Kaffee zu trinken und kurz bei ehemaligen Arbeitskollegen und Freunden Hallo zu sagen.
“Zwei Flat White bitte”. Die kommen sofort. Hier sitzen wir im Caffee, unser letzter Tag in Neuseeland, unser letzter Tag in Christchurch. Vielleicht sind es unsere traurigen Gesichter, vielleicht erkennt er uns von gestern… der Eigentümer des Caffee’s bringt uns unsere Tassen und beginnt ein Gespräch: “Wo seid ihr den her? Seid ihr eine Weile in Christchurch?” Nein, wir sind nur auf der Durchreise. Zwei Tage in Christchurch am Ende unserer Rundreise und heute geht’s zurück nach Hause. Auch hier geht die Unterhaltung recht schnell Richtung Erdbeben. Er hatte 2 Geschäfte vor dem Beben, nun hat er nur noch eines. Er eröffnet aber bald ein neues am Flughafen in Christchurch (Coffee Culture). Die Versicherung hat ausgezahlt. Das freut uns. Und persönlich? “Wir sind gerade aus unserem Haus ausgezogen (Er, Frau und 2 Kinder) und wohnen nun bei der Schwester meiner Frau. Unser Haus war anfangs noch in Ordnung, aber die vielen Nachbeben haben die Risse wachsen lassen und wir wollten es einfach nicht mehr riskieren, da am Hang zu wohnen“. Die Versicherung hat auch hier für das Haus bezahlt und er hat das Land zum Marktwert verkaufen können. Wir fragen wie er das denn gemacht hat – wer kauft denn im Moment Land in Christchurch? “Da gibt es einige Leute, die im Moment Land kaufen wo Häuser drauf stehen in denen man theoretisch noch wohnen darf. Die kaufen Land und Haus zum Preis des Landes, dann vermieten sie das Haus zu ganz normalen Mietpreisen”. Wir: Wer mietet den ein Haus mit Rissen? “Da gibt es reichlich Interessenten. Der Wohnungsmarkt hat eine hohe Nachfrage und es gibt keine verfügbaren Häuser mehr, die keine Schäden haben. Die Leute haben einfach keine andere Wahl. Wir suchen nun schon seit Monaten nach einem neuen Haus und finden keines. Wir haben das Geld von der Versicherung aber können es nicht ausgeben, weil es einfach keine Häuser gibt”. Wir verabschieden uns und machen uns auf den Weg zu meinen ehemaligen Arbeitskollegen.
Gut geht es allen, alle haben noch eine Wohnung / ein Haus. Einer der Jungs ist 105 Kilometer von der Stadt entfernt ins Grüne gezogen und fährt nun jeden Morgen und Abend 1 ½ Stunden zu und von der Arbeit. “Es ist es wert!” sagt er lachend. Kerry erzählt vom Tag des Bebens:
“Wir hatten eine Bestellung in der Stadt zu liefern kurz vor dem Erdbeben. Wir waren etwa 15 Minuten vorher am CTV Haus vorbei gefahren, hatten die Lieferung in der Tiefgarage abgeladen, und waren kurz bevor es anfing zu wackeln noch rauchen… in der Ecke, wo dann einige Minuten später ein ganzer Hausteil fiel. Meine Kollegin und ich hatten noch gedacht, Mittag im Asiatischen Food Court zu essen (der steht nicht mehr). Aber weil der Chef uns gebeten hatte verschiedene Dinge einzukaufen, hatten wir beschlossen, im Mall was zu essen. Als das Beben anfing waren wir einkaufen. Da sah ich, wie eine große Scheibe anfing zu wackeln. Meine Kollegin lief kurz vor mir direkt an der Scheibe vorbei. Ich habe sie einfach beim Kragen gepackt und zurück gezogen, keine Sekunde später fiel die Scheibe aus dem Rahmen. Wenige Minuten später fiel ein großes Metallschild von oberhalb des Geschäfts auf den Fußweg. Es war so schwer, dass es sich in die Fußwegbetonplatten bohrte. Wir rannten zurück zu unserem Van und dachten nur an unseren Kollegen mitten in der Stadt, den wir gerade erst beliefert hatten. Telefone funktionierten nicht. Wir versuchten, uns auf den Weg zurück zu ihm zu machen um zu helfen. Aber zu dem Zeitpunkt war schon kein Durchkommen mehr. Wir haben stattdessen geholfen wo wir konnten - nicht unweit davon, wo die 2 Busse von Gebäudeteilen erschlagen worden waren.” Der Kollege in der Stadt war unbeschadet davon gekommen, da er zum Zeitpunkt des Bebens gerade nicht im Gebäude war. Man sollte nicht darüber nachdenken was hätte passieren können, wenn der eine oder andere 2 Minuten später wo losgefahren wäre oder 10 Minuten später “in der Ecke” geraucht hätte. Mit Bekannten zu sprechen, die direkt betroffen – direkt “dabei” waren, gibt noch einmal ein ganz anderes Bild. Ich bin froh, dass es in unserem Bekannten- und Freundeskreis sowie unter Arbeitskollegen keine Verletzten und Todesopfer gab. Mein Beileid gilt aber allen Familien, Freunden und Kollegen, die nicht das Glück hatten! Menschenleben sind so kostbar und Opfer des Bebens werden in den Herzen der Angehörigen und Freunde immer eine Narbe hinterlassen. Häuser kann man wieder aufbauen.
Nun aber auf zum Flughafen. Auf unser Telefon Navi ist leider wieder kein Verlass – neue Straßen kennt es noch nicht. Wir finden uns aber dennoch in die richtige Richtung. Einige Baustellen auf dem Weg deuten darauf hin, dass hier viel gearbeitet wird – die Anbindung zum Flughafen ist aber bereits O.K. Der Flughafen war vom Erdbeben ja glücklicherweise kaum betroffen. Um den 22. Februar 2011 war er für ein paar Tage geschlossen. Da wurde geschaut, ob größere Schäden entstanden sind. Das war nicht der Fall und der Flugverkehr, um Helfer einzufliegen und Besucher sowie Einwohner die Christchurch verlassen wollten auszufliegen, wurde recht schnell wieder aufgenommen.
Wir geben unseren kleinen Mietwagen ab, werden mit dem Minibus zum Flughafen gebracht und das war’s. Neuseelandreise beendet. Christchurch- Besuch beendet.
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