Freedom Camping Neuseeland
Publiziert am 6. Januar 2012 von Weltwunderfrau
Freedom Camping, also „wild campen“, das ist Camping, wie es ursprünglich gedacht war: Man stellt das Zelt (oder den Campervan) irgendwo auf (oder ab), wo es schön ist und macht es sich gemütlich. Gerade mit Kindern waren diese Gelegenheiten für uns das Schönste am Reisen. Was gibt es Erhebenderes, als ganz allein, inmitten grandioser Berge oder an einem wild tosenden, unendlichen Meer in den Nachthimmel zu schauen und die eigene Endlichkeit zu erleben?
… den Morgen ganz für sich zu haben, ohne Fremde im Waschraum und den widerlichen Geruch gebackener Bohnen von nebenan? Sich zu fühlen wie Abel Tasman oder James Cook, als sie das erste Mal den neuseeländischen Regenwald betraten? Aber auch: Was gibt es spannenderes für verwöhnte Städter und ihre Kinder, als wirklich ganz rudimentär, ohne fließendes Wasser, Toiletten und Elektrizität zurechtzukommen?
Reisende, die ein enges Budget haben oder so viel unberührte und menschenleere Natur wie möglich erleben wollen, lieben Freedom Camping – und Neuseeland ist der prädestinierte Ort dafür. Viel Platz, wenige Menschen und eine Mentalität des Machen-Lassens. Die Highways sind gesäumt mit zig „scenic spots“, „nature reserves“ und „scenic reserves“, die alle mindestens mit einem kurzen Driveway und einigen Parkplätzen aufwarten, um die „scenic view“ in Ruhe genießen zu können. Und ein Wohnmobil ist ideal zum Freedom Camping, weil man es nicht umständlich aufbauen muss (Stichwort Regen und Sturm!), weil man immer noch ein wenig Luxus hat (Stichwort Kochen und Licht) und immer noch ein wenig Sicherheit (Stichwort Angst im Dunkeln…).
Dazu kommt ein gut ausgebautes Netz an öffentlichen Toiletten, die in der überwältigenden Mehrzahl picobello sauber sind. Auf der Nordinsel sind an diese Häuschen in Strandnähe sogar Duschen angeschlossen, wo sich Surfer und Schwimmer das Salz abspülen können. Abgerundet wird das verlockende Angebot vom Kiwi-Nationalsport „Picknicken im Park“, der zu gepflegten Rasenflächen mit Picknickbänken und BBQ-Grillplätzen allerorten führt. Der Wildcamper muss sich in Neuseeland sozusagen nur noch an den gedeckten Tisch setzen. Ein Wohnmobil mit eingebauter Toilette und Dusche ist nett, aber nicht unbedingt nötig, wenn man auf Komfort verzichten kann.
Das System des Freedom Camping funktioniert allerdings nur, so lange genügend schöner Platz vorhanden ist und nicht zu viele Leute vorbeikommen, die es dort schön finden. Leider scheint es dem Durchschnittsmenschen unmöglich zu sein, sich an die einfache Regel „Hinterlasse einen Ort so, wie du ihn vorfinden willst“ zu halten, und so kommt es fast überall irgendwann zum Unvermeidlichen: Müll und Fäkalien. Verständlich, dass die Besitzer der schönen Plätze diese möglichst schön erhalten wollen – und daher nach schlechten Erfahrungen (oder um diese gleich zu vermeiden) das Freedom Camping auf ihrem Grund und Boden verbieten.
Als wir das erste Mal in Neuseeland waren, konnte man noch an recht vielen Stellen wild übernachten – am Straßenrand in kleinen Ortschaften (also direkt am Strand), an Seeufern in der Einöde, auf Parkplätzen … Acht Jahre später waren wir überrascht: Fast jede Stelle, die wir als geeignet für eine Übernachtung ansahen, war mit einem Warnschild versehen: No camping, no overnight staying. Wo außerhalb von Ortschaften keine Schilder mehr standen, waren viele Flächen und Felder mit Zäunen umrandet, weil es in Neuseeland viel mehr selbständige Bauern gibt, die ihr Privatgelände gern privat halten möchten.
Die Kampagne „Camping our way“ betont, wie viele schöne Campingplätze es in Neuseeland gebe und bemüht sich sehr, sehr doll, Reisende vom Freedom Camping abzuhalten.
Wir wären aber nicht in Neuseeland, wenn man sich nicht im Gegenzug extrem bemühen würde, Touristen zufriedenzustellen. Seiten wie diese oder diese listen zahlreiche Stellen in Neuseeland auf, an denen man umsonst übernachten kann.
Daneben gibt es je nach Region unterschiedliche Regeln zum Freedom Camping. Hier kann man sich je nach Reiseroute belesen, wo man eventuell kostenlos übernachten darf. Nicht vergessen: Auch DOC-Campsites der Basic-Kategorie kosten nichts!
Eiserne Grundregeln des Freedom-Camper-Verhaltens sind:
- Nicht auf Privatgelände campen
- Die Campingstelle nicht als Toilette oder Dump Station benutzen (Wohnmobile mit einer Toilette werden hier klar lieber gesehen, wo es keine Public Toilet gibt)
- Keinen Müll hinterlassen – dazu gehört natürlich auch, kein Feuer anzumachen, wo es aus Waldbrandschutzgründen verboten ist, und alle Feuer ordentlich zu löschen
- In abgelegenen Gebieten auf die persönliche Sicherheit achten! (Ja, auch in Neuseeland gibt es Mord und Vergewaltigungen…)
Die überall anzutreffende Devise lautet:
„If in doubt, assume nothing – always ask a local“.
Es kann nicht schaden, bei den Leuten persönlich nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu fragen – Kiwis sind ja prinzipiell sehr hilfsbereit. An den „Elephant Rocks“ hinter Oamaru, die auf Privatgelände liegen, hing zum Beispiel ein freundlicher Hinweis, man könne gern bei den Besitzern anrufen, wenn man hier seinen Campervan aufstellen wolle. Und in Tairua boten uns Pete und Suzy an, auf dem Rasen hinter ihrem Ferienhaus am Ocean Drive zu wohnen…
Reisende Kiwis sind nicht so zimperlich wie obrigkeitshörige Deutsche; die meisten lachten, als wir sie nach den Konsequenzen für verbotenes „overnight staying“ fragten. Wenn wir Pech hätten, würden wir eben nachts vom örtlichen DOC Ranger geweckt und gebeten, wegzufahren. Es ist uns nie passiert, aber wir waren auch nicht in der Peak Season und kaum in der Nähe von Städten unterwegs, wo die Kontrollen naturgemäß sicherlich häufiger ausfallen. An anderer Stelle habe ich von empfindlichen Geldbußen und gemeinnütziger Arbeit als Strafe gehört. Ich rufe also explizit NICHT dazu auf, an Stellen zu übernachten, wo kein Freedom Camping gewünscht ist!
Fazit: Echtes Freedom Camping ist heute in Neuseeland so selten möglich, dass man es nicht ins Budget einkalkulieren sollte. Sicher findet man dennoch ab und zu einen hübschen Platz, dann kann man sich freuen. Die Chancen sind auf der weniger dicht besiedelten Südinsel höher und in der Nebensaison drücken Anwohner und Behörden eher ein Auge zu.
Viele weitere tolle Berichte zum Thema 'Neuseeland bereisen mit Kindern und Campervan' findet ihr hier: www.weltwunderer.de
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