Kugeln und Lupinen
Unsere Reise führt uns aus den Bergen in Richtung Küste, genauer nach Dunedin. In den fruchtbaren Ebenen vor der Ostküste wird Obst und Wein angebaut und überall entlang der Route locken Verkaufsschilder mit erntefrischen Kirschen, Nektarinen oder Pfirsichen. Hmmh. Yummi!
Am Abend erreichen wir Dunedin und die vorgelagerte Halbinsel Otago Peninsula. Dort gibt es Kolonien von Pinguinen, Seelöwen und des "Royal Albatross".
Der Albatross ist ein sehr großer Seevogel. Fast schaut er aus wie eine riesengroße Möwe. Albatrosse können Flügelspannweiten von über 3,5 m aufweisen und übertreffen damit jede andere lebende Vogelart. Ausgewachsene Vögel können ein Gewicht von bis zu 12 kg erreichen! Damit gehört der Albatross zu den schwersten flugfähigen Vögeln überhaupt.
Völlig klar, diese Tiere muss Helma sehen!
Über die sanften Hügel der Otago Peninsula geht es in kurvigen, teils doch auch sehr steilen Strassen, zum äußersten Südzipfel der Halbinsel. Denn dort, auf einem riesigen Felsen sollen sie sein, die Albatrosse. Unterwegs schauen wir uns Larnach Castle an, das einzige schottische Schloß Neuseelands. Die Gärten von Larnach Castle sind wunderschön und unbedingt einen Besuch wert.
Und dann sind wir endlich da. Vor uns liegt das Felsmassiv mit unzähligen Schwärmen von Möven und Kormoranen. Nur wo, bitte wo, sind die Albatrosse?
Aha. Nix da mit Beobachtung in freier Natur!
Wir müssen in ein Besucherzentrum und werden am Counter über verschiedene Besichtigungsvarianten in Kenntnis gesetzt. Wir entscheiden uns für die Führung zur Beobachtungsstation + Vortrag + Video über das Leben der "Albas". Dauer ca. 1 Stunde. Kosten: knapp 40 Euro pro Nase. Aber ok. Wir sehen ja ein, dass die Tiere vor uns neugierigen Menschen geschützt werden müssen.
So, es geht los! Vortrag, Video... Die erste halbe Stunde ist rum. Wir sind leicht genervt, zumal wir uns natürlich bereits über die imposanten Vögel schlau gemacht hatten (ist ja wohl selbstverständlich) und die Informationen für uns nicht neu waren. Aber auch ok., denn das macht ja nicht jeder.
Danach heißt es erst einmal "Warten" bis die vorherige Besuchergruppe die Beobachtungsstation verläßt. Aaah, es geht los! Oben angekommen stürzen gleich alle zu den vier Panoramafenstern. Die Scheiben sind dunkelbraun getönt...
Neben mir stöhnt der Erste, mit großer Kamera und Superobjektiv bewaffnet, entsetzt auf: "So ein Schei.... Ich bekomm kein einziges, klares Bild. Das geht nicht durch die dunklen Scheiben!" So ist es. Der Mann hat Recht. Auch meine Fotos werden ziemlich mies.
Na gut. Wir wollen ja die Albatrosse sehen und beobachten. Durch die getönten Scheiben erblicken wir im dichten, hohen Gras ca. 4 bis 5 der großen Vögel. Ziemlich bewegungslos. Andächtig verharren wir alle, inständig hoffend, dass sich vielleicht doch mal eines der Tiere erhebt und zu einem Flug startet.
JAAAAA! Ein kollektiver Aufschrei, natürlich nur gaaanz leise...
Tatsächlich watschelt jetzt ein Albatross gemächlich in Richtung Klippenrand. Für die knapp 50 m braucht der schwere Vogel sage und schreibe fast eine Viertelstunde und besonders imposant sieht das Gewatschele auch nicht aus. Am Klippenrand angekommen entfaltet der "Alba" immer wieder seine Flügel. Er testet den Wind, denn der Vogel braucht Aufwind um überhaupt starten zu können. Na, gehts? Jetzt vielleicht? Plötzlich, ganz unvermittelt, erhebt sich der Alba in die Luft. Das plumpe "Gewatschele" ist vergessen. Majestätisch schwebt der Albatross am Himmel. Sanft dahin gleitend, seinen Flug nur ab und an mit minimalstem Flügelschlag korrigierend. Es ist ein erhebender Anblick. Wir verharren staunend und viel zu schnell vergeht die Zeit im Beobachtungshaus. Wie so viele andere Besucher stehen auch Christian und ich noch lange außerhalb des abgesperrten Gebiets, hoffend dass ein Albatross noch einmal über uns hinweg fliegt. Wir haben Glück und können sogar bis zu drei der riesigen Vögel über uns schweben sehen.
Später steigen wir an einer anderen Stelle des Felsens hinab und dort liegen sie, die Seelöwen. Nur knapp 2 m von uns entfernt wärmt sich einer der Kolosse seinen dicken Pelz in der Sonne. Läßt sich durch nichts und niemanden stören. Andere schwimmen ganz nah am Ufer vorbei. Tauchen, drehen und kugeln sich im Wasser und manchmal schaut es aus, als ob sie uns mit ihren Flossen zuwinken würden. Wieder werden die Augen feucht...
Ein wunderbarer Tag, ein wunderbarer Ausflug! Albatrosse, Seelöwen, Kormorane, Schwärme von neugierigen Möven. Nur Pinguine, nee, die haben wir nicht gesehen. Macht nix.
Auf dem Weg von Dunedin nach Oamaru, nahe des Örtchens Moeraki, liegen sie am Strand...
Die "Moeraki Boulders"! Kugelrunde, riesige Gesteinsblasen, verstreut im feinen Sand bis hinaus ins Meer. Es schaut aus als habe ein übermütiges Riesenkind mit Murmeln gespielt und diese dann achtlos liegengelassen. Es ist kaum zu beschreiben. Viele der Kugeln sind mit einem schachbrettartigen Muster überzogen, manche bereits durch die Kraft des Meeres und der Wellen auseinandergebrochen, so dass wir den inneren Aufbau sehen können. Eine Informationstafel erläutert, dass im angrenzenden Hang wohl noch viele dieser Gesteinsblasen verborgen sind und durch die Kraft der Gezeiten im Verlauf vieler Jahre freigelegt würden.
Diesen "Freilegungsprozeß" können wir erkennen, denn am Fuß des Hangs sind bereits weitere Kugeln fast bis zur Hälfte durch das Meer freigelegt.
Wie so viele Besucher der Boulders können auch wir nicht widerstehen und klettern in eine der aufgebrochenen Kugeln während die Meereswellen uns umspülen. Liebe Freunde, es gibt, ja, ich muss es so nennen, ein großes Gefühl von Geborgenheit in dieser Kugel zu sitzen. Wir mögen gar nicht mehr heraus...
Nur ungern verlassen wir unsere "Boulders" und fahren weiter nach Oamaru. Die kleine Stadt wird in unserem Reiseführer nicht erwähnt. Zu Unrecht! Oamaru hat einen bezaubernden, sehr gut erhaltenen viktorianischen Stadtkern. Unter den langen Arkadengängen lässt es sich herrlich flanieren und viele nette Geschäfte verlocken zum eintreten. Ob Kleider im viktorianischen Stil, handgemachte Seifen oder, oder. Es gibt viel zu entdecken in Oamaru! So auch "Steampunk". Uns fallen natürlich sofort die vielen Kunstobjekte in der Stadt auf. Meist aus Schrottteilen mit viel Witz, Kreativität und Fantasie gestaltet. "Steampunk" steht darunter. Hmmh. "Steampunk"? Noch nie gehört. In der städtischen Gallerie, untergebracht in einem imposanten ehemaligen Bankhaus, gibt es gerade eine Ausstellung dazu. Klar, da müssen wir rein. Obwohl die Ausstellung am Vortag zu Ende ging und viele Objekte schon weggepackt waren, durften wir die Galerie betreten. Neuseeländische Gastfreundschaft. Wir haben das Glück auf Patrick zu treffen. Er ist der Leiter der Galerie und nimmt sich viel Zeit uns die Kunstbewegung zu erklären. Die skurrilsten Objekte werden gezeigt, alle in Verbindung mit "Steam" der alten Energieform, verbunden mit altem technischem Kleinschrott, der in dieser neuen skurillen Anordnung eine Verbindung aus der Zukunft in die Vergangenheit zeigen soll. Wer Science Fiction kennt, hat einen Vorgeschmack darauf. Steampunk City nennt sich die Stadt, die erste der Welt, in der z.B. jeden Abend eine original alte Dampflokomotive, welche, skurril umgebaut, eine Licht- , Sound- und Dampshow bietet.
Da die Ostküste der Südinsel bei weitem nicht so attraktiv ist wie wir glaubten, schlagen wir eine Haken nach Rechts und durchqueren noch einmal das Landesinnere.
Über Omarama und Twizel geht es in Richtung Lake Tekapo. Unterwegs können wir in der Ferne den wolkenverhangenen Mount Cook, Neuseelands höchsten Berg, sehen.
Das Wetter hat sich eingetrübt. Dicke, dunkle Regenwolken begleiten unsere Fahrt. Und dann plötzlich, über der letzten Hügelkuppe...
Nein, das gibt es doch gar nicht!
Wir sehen nur noch "Lila". Lila in allen Schattierungen. Dazwischen dunkelrot, orange, gelb und vereinzelt weiß. Wilde LUPINEN! Lupinen so weit das Auge reicht!!!
Die hohen Blütenstände wiegen sich im Wind und wir können uns nicht satt sehen an diesem prachtvollen Farbenspiel. So unglaublich schön.
Noch viele Kilometer begleiten die Blumen unsere Fahrt.
Abends übernachten wir am Lake Tekapo und fahren dann über Fairlie und Geraldine weiter in Richtung Christchurch.
Wir sind mittlerweile etwas "reisemüde". Müde von den vielen, vielen Eindrücken, der imposanten Natur, den Begegnungen und Gesprächen.
So beschließen wir uns in der Nähe von Christchurch, genauer in Waikuku Beach, ein kleines Häuschen zu mieten. Hier ruhen wir aus, machen Spaziergänge am Strand, lesen, schlafen oder unternehmen Ausflüge in die Nähere Umgebung und nach Christchurch.
Christchurch ist mit ca. 300.000 Einwohnern die größte und wichtigste Stadt der Südinsel. Das schwere Erdbeben im September hat in der Stadt sichtbare Spurenn hinterlassen. Überall Gerüste welche die instabilen Hauswände stützen, zerborstene Kamine, verschobene Geländer. Nur die alte Tram und ihr Schienennetz haben das Erbeben unbeschadet überstanden. Wir genießen eine Fahrt mit der historischen Straßenbahn, die, jetzt zur Weihnachtszeit, liebevoll mit roten Girlanden, Tannenzweigen und einem Adventskranz geschmückt ist. Die Schaffner in ihren originalen Uniformen haben sich Fliegen mit lustigen Nikoläusen umgebunden oder tragen einen roten Beerenzweig an ihren Mützen. In launigem Plauderton wird auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt hingewiesen und munter bimmelnd rumpelt die alte Tram mit uns durch Christchurch. Wir steigen u.a. am Cathedral Square aus und genießen das muntere Treiben auf dem Platz. Zauberer, Gaukler und Stepptänzerinnen zeigen ihr Können. Ein bunter Markt lockt mit handwerklichen Erzeugnissen und den obligatorischen "Fressständen".
Unser Neuseelandurlaub neigt sich seinem Ende entgegen. Nur noch 4, in Worten, VIER Tage! So machen wir uns auf dem Weg nach Akaroa, einem kleinen, kuscheligen Städtchen auf der Banks Peninsula. Während der Kolonialisation war Akarao kurzzeitig von den Franzosen besetzt. Straßennamen wie "Rue de Fleur" oder die "Boulangerie" geben noch heute davon Zeugnis.
Hier in Akaroa treffen wir endlich "unsere" Maya von "Neuseeland für Deutsche". Schon lange schreiben wir uns per Mail und freuen uns nun sehr auf die persönliche Begegnung. Munter plaudernd genießen wir den gemeinsamen Nachmittag im kleinen Hafencafe "L´Escargot rouge". Viel zu schnell vergeht die Zeit.
Liebe Maya, an dieser Stelle: "Danke für ALLES du guter Neuseeland-Engel! Du weißt ja, wenn du wieder einmal in Deutschland bist, bist du herzlichst bei uns eingeladen. Und wehe, du kommst nicht! Wir freuen uns nämlich schon jetzt auf ein Wiedersehen!"
Ach liebe Freunde, heute ist unser letzter Tag in Akarao. Es heißt Abschied nehmen von Neuseeland. *Seufz* Gegen Mittag fahren wir nach Christchurch um das Auto zurückzugeben und am Abend fliegen wir dann nach Auckland.
Doch bereits einen Tag später starten wir in ein neues Abenteuer. Auf in die Südsee! Aloah Cook Island! Aloah Rarotonga! Wir koooooommmen!
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