Stewart Island und Catlins
Ein Auszug vom Reiseblog von Ricarda Beese
Pünktlich um 9 Uhr am nächsten Morgen betraten wir zu dem Lied eines Maori die Fähre, er sang von den Erlebnissen, die wir haben würden auf unserer Überfahrt auf die kleine Insel Stewart Island. Und wirklich, es war ein tolles Erlebnis, erst wurde Bluff und der Hafen immer kleiner, wir sahen einen schönen Leuchtrum in der Ferne und viele Vögel begleiteten uns auf der Fahrt. Das Wetter war klasse, nur Delfine konnten wir diesmal nicht entdecken. Als dann die ersten kleineren Inseln auftauchten und man in der Ferne Stewart Island sehen konnte war ich richtig froh. Auf diese Insel hatte ich mich von Anfang an sehr gefreut. Sie ist noch besonders Naturnah und recht unerschlossen. Gerade einmal 30km Straße soll hier insgesamt geben. Möchte man die Insel komplett umrunden so braucht man zu Fuß ungefähr 13 Tage und es ist durchaus möglich, dass man in dieser Zeit keinem anderen Menschen begegnet, dafür aber vielen Tieren ;O)
Wir kamen in der Halfmoonbay an, im einzigen Städtchen Oban. Hier bekamen wir in einem Backpacker einen Zeltplatz und waren froh unser Rucksäcke für unsere Erkundungstouren der Insel los zu sein. Das Wetter war wirklich traumhaft und so besuchten wir als erstes den Leuchtturm. Dieser entpuppte sich dann allerdings eher als eine kleine Leuchte, aber der Weg dorthin war super- mal direkt am Wasser entlang, dann durch einen dichten Wald und oft hatte man eine tolle Sicht auf das Städtchen mit vielen kleinen Booten und zerklüfteten Felsen davor. Am Wasser fand ich auch mal wieder eine Baumschaukel, die ich natürlich ausprobieren musste - raufschwingen ging auch noch ganz einfach, nur runter kam man schwer, da die Schaukel über dem Wasser stoppte, aber runter kommt man ja irgendwie immer und dieses Mal rettete mich Rena. :o)
Am nächsten Tag wollten wir einen Track machen und in einer Hütte übernachten. Der Weg war zwar recht schlammig, aber wir kamen schnell voran, da wir nur einen Rucksack mit hatten und uns beim tragen immer abwechselten. Auf der Mitte des Weges kamen wir an eine einsame Bucht und genossen dort erst einmal die Sonne. Wir trafen anderen Wanderern, die gerade von der von uns geplanten Hütte kamen und sie sagten uns, dass man diese Hütte vorbuchen müsse. Einfach zurück gehen wollten wir nicht. Leider hatten wir unser Zelt nicht dabei, aber die Sonne war so warm, dass wir es uns gut gehen liesen. Durch die Gehzeiten verschwand langsam das Wasser aus der Bucht und lies unzählbar viele Muscheln erscheinen. Rena hatte Appetit und lies sich ein paar Muscheln mit Instandnudeln schmecken. Als die Sonne dann aber verschwand, wurde es richtig feucht und kalt. So beschlossen wir in die Stadt zurückzukehren. Aber schon auf dem Weg packte mich ein wenig das Abenteuer, ich wollte ja auch mal einen Kiwivogel in freier Natur beobachten und da diese Vogel nachtaktiv sind, war dies ein guter Zeitpunkt dachte ich mir. Als es neben uns im Wald raschelte, setzten wir uns deshalb in der Dämmerung ins Unterholz und warteten.
Wir waren wirklich mucksmauschenstill, aber einen Kiwi bekamen wir leider nicht zu Gesicht. Nun wurde es immer dunkler und der Weg zum Bett war noch seeeeehr weit. Es wurde eine Nachtwanderung daraus, bei der wir wirklich viel Spaß hatten und auch nur ein bisschen Angst ;o)
Wir waren kurz nach Mitternacht wieder im Hostel- aber wir waren nicht die einzigen Nachtschwärmer. Wir lernten Paul, einen Backpacker aus Deutschland und 2 nette japanische Mädchen kennen, die uns beibrachten wie man Kraniche aus Papier faltet.
Als sie von unserer Nachtwanderung hörten waren sie begeistert und so beschlossen wir am nächsten Abend noch einmal auf Kiwijagd zu gehen.
Paul als einzigster Mann in der Runde, wurde kurzerhand zu unserem Kiwiguide gewählt. Klar war, wir bekamen auf der Tour auch keinen Kiwivogel zu Gesicht, dazu war unsere Laune einfach zu gut und wir zu laut :o)
Tagsüber erkundeten wir natürlich weiter die Insel und fanden einen bezaubernden Strand mit goldfarbenen Sand, so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen! So, als ob jemand Goldpulver verstreut hatte und durch die Sonne glitzerte alles wunderbar.
Rena hatte sich vorgenommen noch einmal eine Paua-Muschel zu finden um uns ein leckeres Abendbrot zu bereiten. Die Felsen der Bucht sahen vielversprechend aus und so versuchte sie ihr Glück, obwohl das Wasser wirklich saukalt war und sie nur einen Badeanzug an hatte. Aber schneller als gedacht hatte sie eine entdeckt, allerdings lies diese sich nicht vom Stein lösen. Erschwerend kam hinzu, dass um sie drum herum riesige Algen oft die Sicht verdeckten, aber Rena kämpfte und ging tatsächlich irgendwann als Sieger hervor ;O)
Ein anderes schönes Erlebnis unserer Entdeckungstouren war der Ausflug zur nahe gelegenen unbewohnten Insel- Ulva Island.
Ein kleine Fähre brachte Rena und mich in 10 Minuten in ein wahres Vogelparadies. Wir hatten das Gefühl, wir wären mit den vielen Vögeln die einzigen auf dieser Insel. Wekas, huhnartige Vögel, kamen uns frech entgegen, sie hofften wohl ein paar Krümel von unseren Broten abzubekommen. Ein anderer sehr kleiner Vogel war sogar noch frecher und versuchte immer wieder Schnürsenkel aufzumachen, aber auch sehr viele scheue und seltene Vögel bekamen wir zu Gesicht
Die unterschiedlichsten Vogelstimmen waren alle zur gleichen Zeit zu hören. Ein super Konzert! Die Zeit auf der Insel war leider viel zu kurz, aber da die Abfahrtszeit mit dem Fahrmann verabredet war blieb uns leider keine andere Wahl- wir mussten wieder weg. Sehr schnell war auch die Zeit auf Stewart Island vorbei und wir mussten uns auf den Rückweg machen. Ein Stückchen Herzen blieb trotzdem von mir auf dieser Insel, ich werde sicherlich wieder her kommen, auch wenn sie am anderen Ende der Welt liegt.
Die Überfahrt nach Bluff war recht Wellenreich und so war ich doch froh, als wir im Fährhafen ankamen. Wir hatten wieder einmal ein Riesenglück, denn der Busfahrer nahm uns kostenlos mit nach Invergargill zurück. Hier übernachteten wir noch einmal an unserem Plätzchen hinter der Baracke.
Am nächsten Tag liefen wir erneut durch ganz Invergargill, dieses Mal um an einen geeigneten Standplatz für unser nächstes Ziel die Catlins zu kommen. Die Catlins sind eine Küstenregion mit wunderschönen Stränden aber auch tollen Wäldern und Wasserfällen. Da dies jedoch eher eine abgelegene Region ist warteten wir hier extrem lange, bis uns ein Einheimischer in ein wirklich kleines Örtchen, rund 60km mitnahm.
Hier schlugen wir etwas außerhalb unser Zelt auf und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Für den nächsten Morgen hatten wir uns vorgenommen einen versteinerten Wald direkt am Meer anzuschauen. Aber in der Nacht hatte es ganz schön geregnet und leider war unser Zelt nicht wirklich wasserdicht, wie sich herausstellte. Unsere Isomatten lagen in einer richtigen Pfütze,die Schlafsäcke, Klamotten und alles war nass. So bauten wir erst einmal einen Abfluss, indem wir mit dem Messer in den Zeltboden stachen...also Wasser konnte jetzt erst einmal ablaufen, und das Zelt war eh schon kaputt ;o)
Auch am Morgen sah es nicht viel besser aus, wir beschlossen das Zelt stehenzulassen und liefen trotzdem los. Aber schon nach ein paar gelaufenen Kilometern regnete es wirklich aus Kannen. Wie 2 begossene Pudel standen wir am Straßenrand und wurden dann von einem älteren Pärchen in ihrem Wohnmobil mitgenommen.
So sahen wir immerhin den versteinerten Wald. Es war schon beeindruckend – man konnte teilweise noch umgestürzte Baumstämme erkennen, die aber nun aus Stein waren. Auch zurück bekamen wir eine Mitfahrgelegenheit. Leider regnete es den ganzen lieben langen Tag, so dass wir das Zelt nicht zusammenpacken konnten und noch eine weitere Nacht im Dorf bleiben mussten. Einen Backpacker gab es leider nicht, wir hätten aber viel für gegeben. Also zurück ins nasse Zelt. Die darauffolgende Nacht war wirklich grausam, da mittlerweile wirklich alles im Zelt nass war. Gleich am nächsten Tag nutzten wir die erste Regenpause um alles zusammenzupacken um Richtung Heimat zu trampen. Aber das war leichter gesagt als getan, denn durch den Ort fuhren fast keine Autos. Erst nach über 5 Stunden hatte ein polnisches Pärchen Mitleid und nahm uns mit. Da sie noch einige Zwischenstopps einlegten, sahen wir dann immerhin noch ein paar sehenswerte Dinge der Catlins, wie einen schönen Wasserfall und die berühmten einsamen Strände.
Wir waren schon ein ganzes Stückchen weiter, aber ihre Route endete auch in einem recht unbelebten Ort. Wir mussten also wieder raus und stellten uns erneut die Frage, wie wir weiter kommen würden? Ein Deutschen Backpacker, der extra 32km Umweg für uns gefahren ist, brachte uns in den nächst größeren Ort, in dem auch wieder ein Bus fuhr.
Doch mittlerweile war es schon fast 17 Uhr und wie wir in der Information erfuhren, gab es erst einen Bus am nächsten Tag. Also machten wir uns auf Richtung Backpacker, aber eigentlich wollten wir nur noch nach Hause und kein Geld für Backpacker und Bus bezahlen. Nach etwas Überredungskunst stellten wir uns noch einmal an die Straße. Dieses Mal nahm uns sehr schnell ein Mann in einem Mietauto mit. Er wollte zurück nach Christchurch, wo es, wie wir von ihm erfuhren, ein sehr starkes Erdbeben am heutigen Tag gegeben hatte. Normalerweise wäre er geflogen, aber da auch der Flughafen in Christchurch gesperrt war, musste er zurückfahren. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob sein Haus noch stand. Desto erstaunlicher war seine Hilfsbereitschaft, denn er hatte auch schon einen anderen Rucksackreisenden aufgelesen, den er in Duniden absetzte. Und auch kurz nach uns gabelten er noch einen jungen Neuseeländer auf.
Wir waren uns unsicher ob wir es an dem Tag noch bis Kurow schaffen würden, denn es dämmerte schon, als wir uns in Oamaru absetzen liesen. Aber bisher hatten wir ja immer Glück gehabt. ;O) Nun schien dieses aber aufgebraucht, denn es fing wieder stark an zu regnen und kein Auto war in Sicht. Ich klopfte deshalb an eine Haustür und wollte darum bitten, dass man uns vielleicht doch ein Stück zurück fahren konnte, damit wir in dem Mc Donalds übernachten können. Dann wurde ich wieder völlig überrascht von der Freundlichkeit der Neuseeländer, als man mir anbot uns für ein kleines Spritgeld nach Kurow zu fahren!!! Einfach Wahnsinn! Und so kamen wir glücklich wieder in unserem Zuhause an.
Es war ein toller Urlaub, wenn wir auch am Ende leider ein wenig nass geworden sind.
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