Für wen macht Auswandern nach Neuseeland Sinn?

Artikel von Auswanderungsberater Peter Hahn

In den letzten cirka 18 Monaten hat sich das typische Kundenprofil bei Einwanderungsberatern etwas verändert. Daran ist mal wieder die allgemeine Wirtschaftskrise schuld, die heutzutage ja für alles herhalten muß. Der typische Einwanderer aus Deutschland, soweit es einen solchen überhaupt gibt, sieht also heutzutage anders aus als vor ein paar Jahren. Was hat sich also geändert?

Rein rechtlich hat sich eigentlich nicht viel getan. Die meisten Einwanderer qualifizieren sich nach wie vor aufgrund der so gennanten „Skilled Migrant Category“ (SMC), einem Punktesystem, das Einwanderungsaspiranten je nach Alter , Ausbildung, Berufserfahrung und Jobmöglichkeiten in Neuseeland bewertet. Das Punktesystem ist Teil eines Quoten-Management-Systems. Die Einwanderungsquote, die es zu managen gilt, liegt bei 45.000 bis 50.000 Einwanderern pro Jahr. Diese Quote wurde (anders als in Australien) auch während der Weltwirtschaftskrise nichtgeändert, sondern im Juli 2009 ausdrücklich bestätigt. Die Einwanderungstür ist also immernoch weit geöffnet – trotz Wirtschaftskrise!

Das SMC-Punktesystem sieht vor, dass Einwanderungsinteressierte, die ausreichend Punkte erzielen, aus einem Pool von Interessenten (Expression of Interest Pool) ausgewählt und eingeladen werden, einen Residence Antrag zu stellen. Jede EOI (Expression of Interest) kann bis zu sechs Monate im Pool bleiben, mit der Chance ausgewählt zu werden. Alle zwei Wochen findet eine Pool-Ziehung (Pool Selection) statt. Wieviel Punkte man jeweils benötigt, schwankt je nach Bedarf, gemessen an der Jahresquote. Je mehr sich bewerben und je höher qualifiziert die Bewerber sind, desto höher wird die (Punkte-)Latte gesetzt, die für eine erfolgreiche Einwanderung übersprungen werden muß. Momentan liegt die Anzahl der benötigten Punkte relativ  niedrig. Die Punkteanzahl die man erreichen muß, bevor man durch die offene Einwanderungstür schreiten darf, ist auf gleicher Höhe geblieben, bzw. in manchen Ziehungen sogar niedriger gesetzt worden als in Zeiten vor der Krise.

Hier ein paar Fallbeispiele der Kunden von Peter Hahn, die in letzter Zeit die Latte überspringen konnten:

- Österreichischer Koch, Ende 30, mit cirka sechs Jahren Berufserfahrung.
- Ein Pärchen, beide Mitte bis Ende 30, er ist Magister der Politologie mit cirka sechs Jahren Berufserfahrung im Bereich Informationstechnologie, sie ist Volljuristin.
- Diplom Wirtschaftsinformatiker, Ende 20, mit zwei Jahren relevanter Berufserfahrung
- Staatlich geprüfter Holztechniker, Anfang 30 mit cirka sechs Jahren Berufserfahrung.
- Ein schweizer Ehepaar, beide Mitte 30, beide haben ein abgeschlossens Hochschulstudium im Bereich Betriebswirtschaft, er kann acht Jahre Berufserfahrung nachweisen.
- Ein Ehepaar aus Deutschland, Mitte bis Ende 30, sie ist Tierärztin mit über zehn Jahren Berufserfahrung, er kann ein abgeschlossenes Hochschulstudium nachweisen.

Alle oben aufgeführten Kunden haben ausreichend Englischkenntnisse, um den im Einwanderungsverfahren erforderlichen Englischtest zu bestehen. Allerdings kann keiner von ihnen eine Anstellung oder ein Job-Angebot in Neuseeland nachweisen. Ja! Das ist richtig: es ist möglich, einen Residence Permit für Neuseeland zu erhalten, ohne einen Arbeitgeber nachzuweisen, der einen anstellen will!

Nachteil eines Antrages ohne Job Offer ist, dass es recht lange dauern kann, bis er bearbeitet wird, da Anträge mit Jobangeboten vorgezogen werden. Außerdem wird Immigration New Zealand, die neuseeländische Einwanderungsbehörde, vor Genehmigung des Antrages auf Permanent Residence ein Telefongepräch mit dem Kandidaten führen, um einzuschätzen, wie gut der Antragsteller sich hier in Neuseeland, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt, integrieren kann. Auf das Interview sollte man sich gut vorbereiten, denn es gibt, je nachdem, wie das Inteview verläuft, drei Auskommen:

ATheoretisch kann es zu einer Ablehung kommen, wenn man sich im Interview nicht gut ”verkaufen“ konnte. Bis heute ist das bei meinen Kunden allerdings noch nicht vorgekommen.

B: Falls Immigration New Zealand noch nicht 100% davon überzeugt ist, dass eine Integration auf dem Arbeitsmarkt möglich ist, wird zunächst ein Work to Residence Permit erteilt, der den Antragstellern dann neun Monate Zeit gibt, vor Ort in Neuseeland eine Arbeitsstelle (sog. Skilled Employment) zu finden. Dieser Work to Residence Permit macht die Arbeitssuche etwas einfacher, als wenn man ohne Arbeitserlaubnis suchen würde.

C: Wer Immigration New Zealand davon überzeugt hat, dass er / sie hier in Neuseeland sehr realistische Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat, erhält sofort einen Residence Permit (unbefristete Daueraufenthaltserlaubnis). Der Einwanderer kann dann, in welchem Beruf auch immer, hier in Neuseeland arbeiten oder, falls die Finanzen es zulassen, sich hier auch niederlassen.

Überraschend? Sollte man nicht meinen, dass in Zeiten der Krise die Einwanderungstüren weiter geschlossen werden oder zumindest die Selektionskriterien verschärft werden? Wer nicht sachkundig die Meldungen aus Neuseeland verfolgt, könnte leicht zu dieser Überzeugung gelangen, denn im Laufe des letzten Jahres ist folgendes passiert:

- Entlassungen neuseeländischer Arbeitnehmer, obwohl in der gleichen Firma Ausländer mit Work Permits, also befristeten Arbeitserlaubnissen, arbeiteten. Über diese Fälle wurde ausführlich in den neuseeländischen Medien berichtet. Die öffentliche Meinung zum Thema ausländischer Arbeitnehmer wurde dadurch beeinflußt.

- Im Juni 2009 wurden 44 Berufe von der sog. Immediate Skill Shortage Liste gestrichen. Berufe, die auf dieser Liste aufgeführt sind, gelten als Mangelware hier in Neueseeland. Work Permit Anträge in solchen Berufen werden bei Work Permit Anträgen bevorzugt behandelt.

- Selbst Work Permit Anträge für Berufe, die noch auf der Immediate Skill Shortage Liste stehen, werden in manchen Fällen abgelehnt. Begründung: die Antragsteller können die Mindestanforderungen in Sachen Ausbildung nicht nachweisen. Über dieses Erfordernis wurden in den vorangegangenen Jahren stets hinweggesehen. Jetzt schaut man genauer hin!

- Anträge auf Verlängerung bestehender Work Permits werden abgelehnt, selbst bei Antragstellern, die schon zwei oder drei Jahre in Neuseeland arbeiten und die volle Unterstützung ihrer Arbeitgeber haben.

Der Grund für diese Verschärfungen: der neuseeländische Arbeitsmarkt soll vor ausländischen Arbeitnehmern geschützt werden. Es gilt die Devise ”Kiwis first“ – erst wenn keine Neuseeländer für eine offene Stelle zu finden sind, werden Work Permits für Ausländer genehmigt.

An dieser Stelle sollte betont werden, dass diese Devise bei Anträgen auf Permanent Residencenicht gilt. Wer eine Job Offer im Rahmen eines Residence Permit Antrages vorweisen kann, bekommt mehr Punkte - unabhängig davon, ob der Job von einem Kiwi besetzt werden kann oder nicht.

Wie kommt es zu diesem Widerspruch? Auf der einen Seite werden die Einwanderungsbedingungen erleichtert und Jobs, die potentiell Arbeitsplätze für Neuseeländer wegnehmen, mit Punkten belohnt, während auf der anderen Seite Maßnahmen ergriffen werden, um den neuseeländischen Arbeitsmarkt zu schützen!

Der Grund für diese scheinbar widersprüchlichen Handhabungen liegt in den unterschiedlichen Ausrichtungen der Work- und Residence Permit Regeln. Work Permits dienen ausschließlich den neuseeländischen Arbeitgebern. Es soll den neuseeländischen Unternehmern ermöglicht werden, Arbeitskräfte aus dem Ausland temporär zu rekrutieren, wenn in Neuseeland keine Fachkräfte zu finden sind. Die Residence Regeln sind dagegen geschaffen worden, weil auf politischer Ebene erkannt wurde, dass mittel- bis langfristig Einwanderung gut für Neuseeland ist. Man will daher bewußt cirka 50.000 Einwanderer pro Jahr für Neuseeland gewinnen – unabhängig von der aktuellen Arbeitsmarktsituation.

Der Widerspruch ist also gewollt, auch wenn es im Einzefall zu Ungerechtigkeiten und Unverständnis führen kann. Wieso aber hat das einen Einfluss auf das typische Profil meiner Kunden? Der Schlüssel für die Erklärung liegt im für den Residence Antrag erforderlichen Englischtest. Wer nämlich nachweisen kann, dass er mindestens ein Jahr in Neuseeland (mit einem Work Permit) gearbeitet hat, dem wird im Residence Verfahren der Englischtest in der Regel erlassen. Das war früher die Eintrittskarte für ”meine“ Kfz-Mechaniker, Tischler und Schlosser, denn den recht anspruchsvollen Englischtest bestanden nur die wenigsten Handwerker. Über den Umweg eines Work Permits konnte ich dann nach einem Jahr auch den Residence Permit Antrag einreichen. Das geht nun leider nicht mehr.

Auf der anderen Seite, hat es sich immer mehr herumgesprochen, dass sich gut qualifizierte und junge Auswanderer, wie in den obigen Fallbeispielen beschrieben, unter gewissen Voraussetzungen für einen Residence Permit qualifizieren können, ohne sich im Vorfeld um einen Job bemühen zu müssen.

Wie lange das noch so bleiben wird? Diese Frage kann ich leider nicht beantworten. Wirtschaftsprognosen sind so unsicher wie Wettervorhersagen. Eins steht fest: genauso wie sich das Wetter wieder ändern wird, werden in Neuseeland auch wieder Handwerker gebraucht werden und folglich auch wieder Work Permits erhalten. Fragt sich eben nur, wann? In der Zwischenzeit sei es dem Wirtschaftsinformatiker gegönnt, seinen Neuseelandtraum zu erfüllen!


Wer ernsthaft darüber nachdenkt nach Neuseeland auszuwandern, findet hier sicher viele nützliche Informationen:

Für immer Neuseeland:ph
Erfolgreich auswandern. Fakten, Tipps & Auswanderer-Porträts

Peter ist seit dem 19. Februar 2009 ein von der IAA (Immigration Advisor Authority) zugelassener Einwanderungsberater. Seit dem 04. Mai 2009 dürfen in Neuseeland nur noch offiziell zugelassene Einwanderungsberater praktizieren. Die Zulassung wird nicht für die Beraterfirma, sondern individuell für jeden Berater erteilt.

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